Nordumgehung entlastet Wunstorf nicht

Auf Einladung von Ute Lamla, Landtagskandidatin der Grünen für Neustadt/Wunstorf, kam  der Grüne Landtagsabgeordnete und Verkehrsexperte Enno Hagenah am Mittwochnachmittag nach Wunstorf und Neustadt.

Vor einem Jahr hatte Hagenah in Eilvese beklagt, dass die schwarzgelbe Landesregierung die Landesstraßen verkommen lässt und zuwenig Radwege gebaut habe. „Die haben freiwillig 90 Mio. € in Bundesstraßen und Autobahnen gesteckt. Jetzt haben wir einen Sanierungsstau bei Landesstraßen“, nahm Lamla das Thema wieder auf. Dennoch sieht Hagenah Spielraum, im Landeshaushalt Gelder zugunsten von Rad und Öffis umzuschichten.

Schon beim Start am Stadtgraben zeigten Lamla und Hagenah die Ziele Grüner Verkehrspolitik auf. „Die Straße wird durch die Nordumgehung unwesentlich entlastet“, sagte Lamla. „19.000 statt 23.000 Fahrzeuge am Tag sind immer noch zuviel!“ Hagenah erläuterte, dass Alternativen zum PKW auch „subjektiv besser“ empfunden werden müssen. „Wir werden die Mittel zugunsten von Rad und Öffis umschichten. Viele Wege bis zu zehn Kilometern gehen ohne PKW, wenn es gute Radverbindungen, breiten Radschnellwege für e-Bikes, sichere Fahrrad- und eBike-Stationen gibt. Busse müssen oft genug fahren und mit der S-Bahn gut vertaktet werden.“

Trotz der beginnenden Dämmerung suchten die Grünen-Politiker auch die geplante Trasse der Nordumgehung in Blumenau  auf. „Die Nordumgehung soll rund 60 Mio. Euro kosten, wird die Landschaft zerschneiden. Sogar die Aue muss verlegt werden“, berichtete Rudolf Speckhan aus Blumenau. Mit diesem Geld könne man sehr viel Vernünftiges machen, meint Hagenah.

Von den langen Schrankenzeiten in Wunstorf und Neustadt überzeugte Hagenah sich in Poggenhagen an der Moordorfer Straße. „Die Strecke Hannover-Bremen wird als ‚Hinterlandstrecke‘ der Häfen künftig noch stärker befahren. Dann sind die Schranken noch länger geschlossen. Mit einem dritten Gleis würden verpflichtend ein moderner Lärmschutz und neue Kreuzungsanlagen gebaut.

„Schwarzgelbe Verkehrspolitik hinterlässt eine verfehlte Straßenpolitik, fehlenden Radwege und unzureichenden ÖPNV“, beschreibt Hagenah die Aufgaben einer neuen Landesregierung mit Grünen-Beteiligung. Was die Deutsche Bahn betreffe, müssten die Städte und die Bürgerinnen und Bürger mit Beschlüssen und Petionen solange „nerven“, bis neu gebaut werde.

Auch „in der Fläche“ müsse ein guter Standard bei Öffis hergestellt werden, damit die Dörfer nicht veröden. „Künftig muss ein Ticket auch für die Fahrt nach Schwarmstedt, Nienburg oder Rehburg reichen“, nannte Ute Lamla ein Ärgernis der Neustädterinnen und Neustädter. In Zukunft lebten weniger, aber ältere und oft auch ärmere Menschen in den Dörfern. „Deren Mobilität muss erhalten bleiben – auch ohne Auto!“