Nitratlasten: Minister Meyer gelingt konstruktives Gespräch mit Neustädtern 24. Juni 2017 Gelungener Info-Abend der Grünen zum vieldiskutierten Thema Nitrate im Trinkwasser: Über 60 Interessierte u. a. aus Politik, Landwirtschaft und Bürgerinitiativen erlebten am Montagabend in Neustadt eine sehr konstruktive Debatte mit Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer. Vor allem die Landwirtschaft trug mit oft lange zurückliegender systematischer Überdüngung, später mit Gärresten aus Bioanlagen und Gülleimporten zur Nitratlast im Trinkwasser bei. „95 Prozent der Landwirte verhalten sich heute aber korrekt“, betonte Minister Meyer, was anwesende Landwirte gern zur Kenntnis nahmen. „Durch die neue Düngeverordnung und das Düngegesetz des Bundes sowie eine neue Landesverordnung kommen wir den schwarzen Schafen besser auf die Spur“, sagte der Grünen-Politiker. So gebe es im Nordwesten Niedersachsens Dienstleister, die Landwirten die illegale Gülleentsorgung ohne jeden Verwendungsnachweis anböten. Einer von ihnen sei deshalb bereits zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden. Für Christian Meyer ist sind die neuen Regeln des Gesetzgebers nur ein erster Schritt, die Nitratwerte im Trinkwasser zu senken, denn bis zu spürbaren Verbesserungen werde es Jahre dauern. Seine Prognose: „Es wird in den Überschussregionen in den viehreichen Regionen in Westniedersachsen einen Rückgang der Tierzahlen geben müssen.“ Was bringt die neue Düngeverordnung? Mit der neuen Düngeverordnung, die Bund und Länder ausgehandelt haben, hofft man Nitrat- und Phosphatbelastungen im Wasser zu senken. Die EU hatte Deutschland bereits weitere hohe Strafzahlungen angedroht, wenn das CSU-geführte Bundeslandwirtschaftsministerium nicht endlich handelte. Hier die wichtigsten neuen Regeln der Düngeverordnung des Bundes: Nun müssen Großbetriebe, ab 2023 auch Kleinbetriebe eine „Stoffstrombilanz“ führen, wie viele Nährstoffe sie in ihren Betrieben einsetzen und was an Gülle etc. übrig bleibt. Dabei geht es in erster Linie um die Nitrate und Phospate in Düngemitteln. Faustregel: Wer mehr Dünger auf seine Felder kippt als erlaubt oder den Verbleib von Gärresten nicht erklären kann, dem drohen Strafen. Der Staat verbessert seine Kontrollmöglichkeiten, indem er nun acht bisher getrennte Datenbanken u. a. zu Tierbeständen, Baugenehmigungen und Flächennutzung zusammenfasst. Auch durch Umdenken könnten Landwirte und Verbraucher zur Senkung der Nitratwerte beitragen, war sich Meyer mit Grünen-Landtagskandidatin Ute Lamla und Bundestagskandidat Eike Lengemann einig. Meyer: „Wir haben die Prämien des Landes für Landwirte erhöht, die ihren Betrieb auf ökologischen Landbau oder umweltverträgliche extensive Viehzucht umstellen.“ Durch bewusstere Ernährung mit mehr Bioprodukten könnten Verbraucher die Nachfrage nach umweltbelastend in Intensivproduktionen hergestellten Lebensmitteln senken und die ökolologische Landwirtschaft fördern. Ausblick für Neustadter Dörfer: Wie kommen wir zu besserem Trinkwasser? In Neustadt beschäftigt die recht hohe, noch unter dem Grenzwert liegende Nitratlast in Hagener Quellen von 37 bis 40 mg/l Wasser besorgte Bürgerinnen und Bürger in vielen der 30 Ortsteile, die ihr Trinkwasser vom Wasserverband Garbsen-Neustadt beziehen. Für Schneeren und Mardorf beantragten die Ortsräte bereits, stattdessen das weit sauberere Wasser aus den Quellen Schneeren und Grindelwald der Harzwasserwerke beziehen zu können. Die Stadt gibt nun deren Wünsche offiziell an den Verbandsausschuss des Wasserverbandes weiter, berichtete Bürgermeister Uwe Sternbeck. Ohnehin prüfe der Verband bereits die Chancen zur Verbesserung seiner Wasserqualitäten. Aus Sicht des Neustädter Grünen-Vorstands hat sich der Info-Abend gelohnt: „Landwirte, Bürgerinitiativen, kritische Bürgerinnen und Bürger sind gut miteinander ins Gespräch gekommen statt nur alte Streits auszufechten. Gemeinsam suchen wir nun Lösungen für den Abbau von Nitratlasten im Trinkwasser“, sagte OV-Sprecher und Moderator Uwe Lötzerich. Hintergrund: Nitrite weit gefährlicher als Nitrate Nitratwerte bis 50 mg/Liter im Trinkwasser gelten laut Weltgesundheitsorganisation WHO nicht als gesundheitsschädlich für Menschen. Viele Gemüse enthalten weit höhere Nitratmengen, die sie z. B. durch Vitamine wieder abbauen. Nur für Trinkwasser-Flaschen für Kleinkinder gilt der strengere Grenzwert von 10 mg/l für Nitrate. Denn daraus können sich bei längerer Lagerung und Sauerstoffkontakt die gesundheitsschädlichen Nitrite bilden, die Übelkeit, Magenbeschwerden und Atemnot (Blausucht) auslösen. Mehr dazu hier. Fotos: U. Lötzerich / Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz