Tag der Artenvielfalt: Artenschutz fängt in den Kommunen an

Apfelbaum [Bild: Sinnemann]

Der 22. Mai ist Welttag der biologischen Vielfalt, die weltweit und auch bei uns in Neustadt zunehmend bedroht ist. Viele Arten verlieren ihren Lebensraum durch die Intensivierung der Landnutzung und die zunehmende Versiegelung der Landschaft. „Überdüngte, blütenarme Wiesen, fehlende Saumstreifen und monotone Ziergärten machen es beispielsweise vielen Schmetterlingen schwer. Selbst ehemals sehr häufige Arten wie den Kleinen Fuchs oder den Gemeinen Bläuling muss man heute oft lange suchen,“ erklärt Vorstandsmitglied und Biologe Dirk Herrmann. Um die Artenvielfalt zu fördern, setzen sich die Grünen für einen Biotopverbund in Neustadt ein, für den insbesondere auch kommunale Flächen genutzt werden sollen. So sollen artenreiche Wiesen und andere Biotope entwickelt und bestehende Bäume und Hecken besser geschützt werden.
Eine wesentliche Ursache des Artensterbens ist die zunehmende Versiegelung der Landschaft. Neue Wohn- und Gewerbegebiete sowie der Aus- und Neubau von Straßen zerstören Lebensräume und isolieren die verbliebenen Restpopulationen immer mehr voneinander. Entsprechend der Vereinbarungen des „Niedersächsischen Weges“ hat sich das Land verpflichtet, die Neuversiegelung von Böden in Niedersachsen bis zum Ablauf des Jahres 2030 auf unter 3 ha pro Tag zu reduzieren und bis zum Ablauf des Jahres 2050 ganz zu beenden. „Heruntergebrochen auf die Stadt Neustadt bedeutet das eine Zielmarke von maximal rund 220 m² pro Tag im Jahr 2030, d.h. rund die Hälfte eines durchschnittlichen Einfamilienhausgrundstücks – für die gesamte Stadt einschließlich aller Ortsteile! Dass hier noch sehr viel zu tun ist, werde mit Blick auf die vielen aktuellen Baugebiete mehr als deutlich, sagt Architekt Robert Glasnek. „Wir Grünen setzen uns deshalb für flächenschonendes Bauen, die Umnutzung von bestehenden Gebäuden und Grundstücken im besiedelten Bereich und den weitgehenden Verzicht auf einen Neubau von Straßen ein.“ Naturnahe Grünflächen in Städten und Gemeinden bieten Lebensräume für eine vielfältige Pflanzenwelt, für Insekten, Vögel und andere Tierarten, gleichzeitig erhöht mehr Grün die Lebensqualität und kann einen effektiven Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel leisten. „Hier sind ganz wesentlich Politik und Stadtverwaltung gefordert. Aber auch privat kann oft noch deutlich mehr getan werden, etwa durch Verzicht auf „Schottergärten“ und durch Verzicht auf überflüssige Außenbeleuchtung, die als Insektenfalle wirkt, und zum Beispiel auch durch die Gestaltung von Gärten mit einheimischen und insektenfreundlichen Pflanzen“, erklärt Sandra Haentsch-Marx aus Mariensee. „Es wäre schön, wenn wir zum nächsten Tag der Artenvielfalt positivere Trends verzeichnen könnten.“ [Text: Dirk Herrmann]