Radtour Steinhuder Meer

Vom Schlamm über die Wiesen zum Torf – Grüne Radtour vom Naturschutzgebiet Klein Heidorn über Vogeldamm bis zum Moor

In 2013 starteten die Grünen OVs Wunstorf und Neustadt eine gemeinsame Radtour am Steinhuder Meer.

Erste Station war die Besichtigung des Schlammpolders. Um die Verlandung des Steinhuder Meers zu verhindern wird Schlamm abgepumpt und hier getrocknet. Die Lagerung macht jedoch einige Sorgen. Wegen der hohen Arsen- und Kadmiumbelastung ist der Schlamm nicht für den Landschaftsbau geeignet und wir nun in einem weiteren Polder bei Mardorf deponiert.

Herr Garberding von der Ökologischen Schutzstation Steinhuder Meer hat während der ganzen Tour interessante Details und Geschichten zu den Auswirkungen der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung auf die Natur und zur Entwicklung des Moores erzählt. So haben wir Wiesen und Weiden verglichen, die entweder mehrfach oder nur einmal im Jahr gemäht werden oder aber von wenigen Galloway-Rindern beweidet werden. Die viel größere Vielfalt an Kleintieren auf den extensiver genutzten Wiesen ist beeindruckend. Klar, dass auch der Vogelreichtum größer ist – hier finden sie mehr Nahrung. Es wurde andererseits aber auch sehr deutlich: um die landschaftliche Vielfalt zu erhalten, wird die bäuerliche Landwirtschaft gebraucht. Niedrigpreise für Lebensmittel und die Ausrichtung einer Förderpolitik auf Masse und Fläche stellen besonders für Bauern, die mit Einschränkungen in einem Landschaftsschutzgebiet wirtschaften, eine große Herausforderung dar. Gerade deshalb ist es wichtig als Verbraucher auf Qualität zu achten und nicht nur auf den Preis. Politik muss dafür sorgen, dass landwirtschaftliche Maßnahmen, die biologische Vielfalt erhalten helfen, bei der Förderung stärker belohnt werden, anstelle einer Politik des Wachsen oder Weichens.

Neustädter und Wunstorfer Grüne auf dem Weg rund um das Steinhuder Meer
Neustädter und Wunstorfer Grüne auf dem Weg rund um das Steinhuder Meer

Die dritte Etappe führte durch Teile des Wunstorfer und des Toten Moores. Das Torfstechen hat in dieser Region eine lange Tradition – ursprünglich sogar mit dem Ziel, abgetorfte Flächen danach landwirtschaftlich zu nutzen. Inzwischen gibt es weitgehend die Verpflichtung, nach dem Abbau des Torfes die Flächen wieder zu vernässen und zu renaturieren – also erneut Hochmoor aufwachsen zu lassen. Durch das Trockenlegen der Moore für den Abbau des Torfes macht etwa 12 % der gesamten CO2-Emissionen in Niedersachsen aus und damit etwa so viel wie der Verkehr. Vor diesem Hintergrund kommt dem Erhalt der Moore und deren Renaturierung eine hervorgehobene Rolle für den Klimaschutz zu. Deshalb hat sich die neue Landesregierung vorgenommen, alle Vorranggebiete für den Torfabbau aus dem Landesraumordnungsprogramm zu streichen und die Moore als natürliche CO2-Speicher zu schützen. Dies ändert allerdings nichts an den bestehenden Genehmigungen. Im Toten Moor gibt es Abbaugenehmigungen bis spätestens 2027. Eine Verlängerung aber ist aufgrund der Bedeutung für den Klimaschutz wohl kaum zu rechtfertigen.

Auch in der Frage des Moorschutzes kommt uns als Verbrauchern eine wichtige Rolle zu: Etwa ein Viertel des abgebauten Torfes wird von Privatgärtnern verbraucht – dabei kann er gut und einfach durch Erde auf der Basis von Kompost und Mulch ersetzt werden. Vorbildlich ist die Gartenerde des hannoverschen Abfallentsorgers AHA: Seit Frühjahr 2013 sind die „Hannoverschen Erden“ zu 100 % torffrei!