Pflege in Neustadt und Wunstorf: Mehr Beratung und ambulante Angebote nötig 16. Juni 2017 Insbesondere in Neustadt, aber auch in Wunstorf gibt es trotz vieler Pflegedienste und Heime noch Nachholbedarf bei der Versorgung von Pflegebedürftigen und der Beratung von Angehörigen. Das machte der hiesige Branchenexperte Uwe Lötzerich jetzt vor pflegenden Angehörigen und Grünen in Neustadt deutlich. Neun Angehörige Pflegebedürftiger aus Neustadt und Wunstorf bestätigten seine Einschätzung: Gute Beratung sei für sie das Entscheidende, um alle Leistungen der Pflege- und Krankenkassen auch nutzen zu können. Die Öffnungszeiten des Wunstorfer Pflegestützpunkts hielten der Referent und einige berufstätige pflegende Angehörige für verbesserungsbedürftig, denn er steht nur montags bis donnerstags vormittags und fünf Stunden an zwei Nachmittagen zur Verfügung. Für Berufstätige seien Sprechstunden in den frühen Abendstunden besser. Der Branchenkenner und Neustädter Grüne: „Das könnten die Region und ihre Sozialpolitiker noch verbessern.“ Ansonsten würdigte Lötzerich, der selbst als pflegender Angehöriger einen Senior versorgt, den guten und kompetenten Beratungsservice des Stützpunkts, den er selbst genutzt hatte. Referent: Mehr als eine Beratungsstelle für 180.000 Einwohner sinnvoll „Die Pflegeberatung für hiesige Ratsuchende könnte noch besser sein, wenn es mehr Beratungsstellen geben würde“, sagte der langjährige Redakteur von Beratungsportalen und Pflegemedien. Der eine Pflegestützpunkt in Wunstorf für die vier Städte Neustadt, Wunstorf, Garbsen und Seelze mit ingesamt 180.000 Einwohnern reiche da nicht aus. Lötzerich: „Zum Beispiel in Hannover ist das besser geregelt: Dort beraten zwei Stützpunkte mit vier Außenstellen Ratsuchende in Stadtgebieten mit nur 88.000 Bewohnern“. Doch es gehe noch besser: In Rheinland-Pfalz, einem Musterland in Sachen Pflegeberatung, betreut so ein Stützpunkt Ratsuchende in Einzugsgebieten mit nur 37.000 Einwohnern. Da die meisten Menschen so lange wie möglich in ihrem Zuhause und in gewohnter Umgebung gepflegt und versorgt werden möchten, sei eine gute ambulante Versorgung vor Ort das Wichtigste. Aufgrund der jüngsten Pflegereformen erhalten Pflegebedürftige für ambulante Pflege und z. B. für Tagespflege mehr Geld als für die Pflege in Heimen. Vor allem Demenzkranken verhalfen die Reformen zu mehr Pflegeleistungen. Was es aktuell schon gibt Wie in vielen ländlichen Regionen fehlt es vor allem in Neustadt, aber auch in Wunstorf an ambulant betreuten Wohngruppen für Pflegebedürftige und Demenzkranke, an Tagespflegen zur professionellen Pflege zu Hause lebender Hilfsbedürftiger und an Betreuungsdiensten. Eine kleine ambulant betreute WG in Neustadt-Mandelsloh und künftig drei in Wunstorf gibt es. Künftig zwei Tagespflegen bestehen in Neustadt, vier bereits in Wunstorf. Nur zwei reine Betreuungsdienste in Neustadt entsenden geschulte ehrenamtliche Alltagsbegleiter zu Pflegebedürftigen in Neustadt, Wunstorf und Garbsen, um deren Angehörige stundenweise zu entlasten. Ambulante Pflegedienste bieten diesen Service teurer, dafür aber mit mehr Fachkräften an. „Kleine barrierefreie, ambulant betreute Wohngruppen für wenige Bewohner wählen Pflegebedürftige inzwischen vielerorts gern, weil sie diese als persönlicher empfinden als manches große Pflegeheim“ berichtete Lötzerich. Alten- und Pflegeheime gebe es in der Region Hannover nach jüngsten Erhebungen von Sozialdezernent Erwin Jordan ohnehin mehr als benötigt würden. Fördermittel für neue Pflege- und Beratungsangebote im ländlichen Raum Viele Zuschüsse der Pflegekassen beim Aufbau neuer Wohngruppen erleichtern es Investoren, neue ambulant betreute Pflege-Wohngruppen oder Wohngemeinschaften vor Ort aufzubauen. Außerdem unterstützt Niedersachsens Sozialministerium den Ausbau der ambulanten Pflege im ländlichen Raum z. B. durch neue Wohngruppen und Beratungsangebote noch bis 2020 mit seinem Förderprogramm „Wohnen und Pflege im Alter“ mit jährlich einer Million Euro. Foto: Bundesverband Medizintechnologie / nh