Grüne Neustadt thematisieren Gewalt gegen Frauen – Vortrag von Prof. Dr. Pohl über patriarchale Strukturen

Angesichts der anhaltend hohen Zahl von Femiziden beschäftigten sich Bündnis 90/Die Grünen in Neustadt mit den Ursachen von Gewalt gegen Frauen. Dazu hatten die Grünen im Herbst zu zwei öffentlichen Veranstaltungen eingeladen: ein Austausch mit der Frauenberatungsstelle Neustadt sowie ein Vortrag von Prof. Dr. Pohl von der Leibniz Universität Hannover.

Die Frauenberatungsstelle machte deutlich, dass Gewalt gegen Frauen kein Randphänomen sei, sondern tief in gesellschaftlichen Strukturen verwurzelt liege. Begrenzte Ressourcen und ein oft mangelnder Rückhalt für Betroffene erschwerten ihre Arbeit vor Ort.

Grüne Neustadt thematisieren Gewalt gegen Frauen – Vortrag von Prof. Dr. Pohl über patriarchale Strukturen
Vortrag von Dr. Prof. Pohl: (v.l.n.r.) Charly Schatz-Wanek, Dr. Prof. Rolf Pohl und Ute Lamla

In dem Vortrag „Feindbild Frau: Männliche Sexualität, Gewalt und die Logik des Patriarchats“ analysierte Prof. Dr. Pohl die ideologischen Grundlagen von Sexismus und dem krankhaften Hass von Männern auf Frauen, Misogynie. Er betonte, dass die öffentliche Diskussion bewusst auf niedrigschwellige Fragen – wie die Abgrenzung von Flirten zu Übergriffigkeit – verlagert werde. „Diese Verschiebung sorgt dafür, dass tiefgreifende Veränderungen im Patriarchat verhindert werden“, erklärte Pohl.

Prof. Pohl erläuterte, dass Sexismus ein Sammelbegriff für strukturelle Gewalt, Haltung und Einstellung sei. Dafür stehe der offene Hass gegen Feminismus und Gleichberechtigung. Man sehe ihn auch in aktuellen Anti-Gender-Diskussionen oder in der verklärenden Darstellung traditioneller Familienbilder in den Sozialen Medien. Das Weibliche gilt als minderwertig, nachrangig, das Männliche als vorrangig, als der wesentliche Maßstab für das Menschliche. „Das System der männlichen Vorherrschaft ist tief in den unbewussten Wahrnehmungs- und Einstellungsmustern, nicht nur bei Männern, verankert, erklärte Prof. Pohl.

Die männliche Vorherrschaft vermittele nur scheinbare Sicherheit und Macht, tatsächlich zeige sie aber Abhängigkeit und Angst vor Identitätsverlust, erklärte Prof. Dr. Pohl. Er belegte seine Thesen mit Fachliteratur und aktuellen Quellen.

Im Mittelpunkt der anschließenden Diskussion im Publikum stand die Frage des Gelingens der Veränderung von Denkweisen und der Förderung eines gleichberechtigtes Miteinanders.