Grüne: Neustadt darf nicht auf Millionenzuschüsse für den Klima- und Naturschutz verzichten 

Die Stadt Neustadt muss die einmalige Chance nutzen, mit zweistelligen Millionenzuschüssen das Schneerener Moor wieder zu vernässen, fordern die Grünen. „Im Torf sind riesige Mengen Kohlenstoff gebunden, die seit der Entwässerung freigesetzt werden und die Klimaüberhitzung massiv vorantreiben. Nur die Vernässung kann die enorme Ausbreitung von Treibhausgasen durch den heute unnatürlichen Zustand des Moores verhindern“, sagt Dirk Herrmann, Biologe und beratendes Mitglied im Umweltausschuss des Stadtrates nach einer Ortsverbands-Sitzung der Neustädter Grünen. 

Die Stadt soll ihre Flächen in das LIFE-Projekt zum Schutz der Moore einbringen, fordern die Grünen. So können „zum Nulltarif“ ganz praktisch Klima, Biotope und Arten erheblich profitieren. Finanziert wird die Maßnahme von EU, Land und Region. Die Mittel würden in das Schneerener Moor, das Bieförthmoor und das Kreuzholzmoor fließen, wo die städtischen Flächen wirtschaftlich weitgehend ohne Nutzen sind. Wichtig ist den Grünen, dass die Interessen der Landwirt*innen gewahrt bleiben. So soll u.a. die Teilnahme für landwirtschaftlich genutztes Grünland an dem Projekt freiwillig sein, plant auch die Region Hannover. 

„Moore und andere kohlenstoffreiche Böden tragen fast ein Fünftel zu den Treibhausgasemissionen des Landes Niedersachsen bei, hat das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie errechnet. Ohne eine Wiedervernässung der Moore haben wir keine Chance, klimaneutral zu werden“, sagt Herrmann, der viele Jahre lang Sprecher der Neustädter Grünen war.

Der Grünen-Ratsherr Godehard Kass ergänzt: „Aktuell werden hier im Moor rund 14.500 Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente pro Jahr frei. Das ist so viel wie alle Einwohner*innen Schneerens pro Jahr verursachen (Durchschnitt pro Kopf in Deutschland).
Die Dimension der eingesparten Menge an Treibhausgasen ist also so groß,
als hätte man das Dorf Schneeren komplett klimaneutral gemacht. Bezahlt vor allem aus EU-Mitteln – und Neustadt muss fast keinen Cent dazu bezahlen.“ 

Das LIFE-Projekt passt nach Ansicht der Grünen zu 100 Prozent zum Klimaschutzprogramm der Stadt Neustadt, das der Stadtrat beschlossen hat. Die Wiedervernässung von Mooren für den Klimaschutz gilt als weit effizienter und günstiger als beispielsweise die Dämmung von Häusern. Das liegt auch daran, dass der Kohlenstoff in bis zu sieben Meter dicken Torfschicht gespeichert ist und dort durch Vernässung gesichert werden. Im Vergleich: Eine 15 cm mächtige Torfschicht speichert etwa so viel Kohlenstoff wie ein 100jähriger Wald. 

Aber auch für den Naturschutz ist das Projekt wichtig, weil heute der dichte Wald auf den Moorflächen typische Hochmoor-Arten wie den Moorfrosch verdrängt hat. „Es mag so aussehen, als ob das Schneerener Moor in einem naturnahen Zustand wäre. Das stimmt allerdings nicht, denn beispielsweise wären die Hochmoorkerne im natürlichen Zustand unbewaldet und würden ursprünglichen Arten Lebensraum geben. 

Das LIFE-Projekt ist auch für den Wasserhaushalt wichtig. „Wir sollten die Dürresommer der vergangenen Jahre nicht vergessen, die u.a. auch zu großen Ertragsausfällen in der Landwirtschaft geführt haben. Wir müssen deshalb für Dürreperioden mehr Wasser in der Landschaft speichern, genau wie es hier beim Life-Projekt geplant ist“, sagt Kass.