Handynutzung der Eltern: Risiken für Babys und Kleinkinder

In der Veranstaltung des Ortsverbandes der Neustädter Grünen erläuterte der Kinder- und
Jugendlichenpsychotherapeut Charly Schatz-Wanek in einem Vortrag die Handynutzung von Eltern und
deren Auswirkungen auf Babys und Kleinkindern.

Recap: Vortrag – Handynutzung der Eltern: Risiken für Babys und Kleinkinder von Charly Schatz-Wanek

Schatz-Wanek betonte, dass übermäßiger Medienkonsum der Eltern in Anwesenheit der Kinder bereits in
den ersten Lebensmonaten negative Auswirkungen auf die Eltern-Kind-Bindung und die
Bindungsentwicklung (Bindungssicherheit) haben kann. Der häufige Blick aufs Handy, die Beantwortung von
Nachrichten, etc. unterbricht tagtäglich viele Male den Kontakt. Und diese Unterbrechung ist für den
Säugling nicht nachvollziehbar – im Gegensatz zu aktivem Tun in Haushalt oder Garten, wo Bewegung,
Geräusche, Gerüche erfahrbar sind.

Schatz-Waneks Appell lautet: Kinder bis drei Jahre medienfrei aufwachsen lassen!
Studien und Beobachtungen machen deutlich: Schon bei Säuglingen kann die häufige
Smartphone-Nutzung der Eltern die Bindungssicherheit beeinträchtigen. Babys reagieren mit Unsicherheit,
wenn Kontaktwünsche häufig ignoriert oder verzögert beantwortet werden.
„Babys lernen durch Nachahmung – wenn sie erleben, dass das Handy ständig im
MiƩelpunkt steht, verhindert das den direkten Augenkontakt und sie können auch nicht wahrnehmen, was
der Grund für die fehlende Kontaktaufnahme ist. Sie sind entäuscht und fühlen sich zurückgewiesen“,
erklärt Schatz-Wanek.

Ebenso zeigt sich ein enger Zusammenhang zwischen Mediennutzung und der
Sprachentwicklung – besonders, wenn direkte sprachliche Anregungen im Alltag fehlen. Das Lernen durch
direkte Ansprache und Blickkontakt fehlen.
Diese Einschätzungen spiegeln sich auch in den aktuellen Schuleingangsuntersuchungen der Region
Hannover wider. Die Daten belegen einen besorgniserregenden Trend:

Der Anteil der Kinder mit eingeschränkter Sprachkompetenz ist von 15,3 % (2021) auf 18,8 % (2024).
angestiegen. Auch die Zahl der Kinder, die aufgrund von Sprachauffälligkeiten bereits in Behandlung
sind, wuchs im gleichen Zeitraum von 15,6 % auf 17,2 %.

Bei der Visuomotorik, die für das Schreibenlernen besonders wichtig ist, zeigt sich
inzwischen bei fast 20 % der Kinder eine auffällige Einschränkung – ein klarer Anstieg
gegenüber 14,8 % im Jahr 2021.


„Die aktuellen Eingangsuntersuchungen zeigen deutlich, dass Sprach- und
Entwicklungsauffälligkeiten bei Kindern weiter zunehmen. Diese Entwicklung dürfen wir
nicht ignorieren – sie ist ein klarer AuŌrag, Eltern frühzeitig zu unterstützen und das
Unterrichtsfach Medienkompetenz einzurichten“, erläutert Ute Lamla, Abgeordnete in der
Regionsversammlung.


Diese Ergebnisse verdeutlichen, wie wichtig es ist, gerade in den ersten Lebensjahren bewusste, ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken. Es ist essentiell, Kindern im Alltag eine sprachreiche Umgebung zu bieten – etwa durch Vorlesen, gemeinsames Spielen und Singen.

Elternteil liest dem Kind aus einem Buch vor.
Vorlesen stärkt Bindung und Sprache – und schafft Momente echter Nähe.